Beitrag wurde verfasst am 04.04.2021

CRISPR-Cas: Die Neue Gentechnik und ihre Grenzen für Mensch und Umwelt

Veranstalter:
Bündnis für eine gentechnikfreie Region (um) Ulm, in Zusammenarbeit mit dem BUND, dem Haus der Nachhaltigkeit, dem Ulmer Netz für eine andere Welt und dem regionalen Bündnis für Artenvielfalt

Referent: Dr. Christoph Then, München

Termin: Donnerstag, 27. Mai 2021, 20 - 21.30 Uhr

Moderation: Jana Slave (BUND) und Theo Düllmann ("Genfrei"-Bündnis)

Zoom-Zugang:
https://zoom.us/meeting/register/tJwrc--trTkrEt3iW17F7bV9vl99cGkIWOMh

Zum Thema:
2020 wurde der Chemie-Nobelpreis an die Französin Emmanuelle Charpentier und die US-Amerikanerin Jennifer Doudna verliehen. Sie sind die Entdeckerinnen der Genschere Crispr/Cas9 und revolutionierten damit das Bearbeiten von Genen. Der Hype um diese Entdeckung scheint seitdem grenzenlos. Jennifer Doudna, eine der beiden Entdeckerinnen, berichtet dazu in ihrem Buch „Eingriff in die Evolution“ selbst von ihren schlaflosen Nächten angesichts des Wissens, dass ihre Entdeckung gefährlicher werden könnte als alle bisherigen Eingriffe des Menschen in die Natur.
Die Zukunft des Lebens auf diesem Planeten hängt wesentlich davon ab, ob wir es schaffen, den Anwendungen dieser neuen Gentechnik klare Grenzen zu setzen, so wie es dem Vorsorgeprinzip der EU entspricht. Es gilt jetzt zu verhindern, dass das Erbgut von Menschen, Tieren und Pflanzen zum Spielball von Profitinteressen und technischer Hybris. Das Thema ist zudem ein wichtiger Streitpunkt im Bundestagswahlkampf.

Zum Referenten und dem Institut Testbiotech:
Dr. Christoph Then kommt aus der Tiermedizin und setzt sich seit Jahrzehnten für eine unabhängige Forschung im Bereich der Agrogentechnik und der Bio Patente ein. Er gründete das Forschungsinstitut „Testbiotech“ in München und hat eine große Anzahl an Gutachten und wissenschaftlichen Beiträgen in den genannten Bereichen erarbeitet und veröffentlicht. Er war unter anderem für Greenpeace tätig. Then koordiniert zudem das internationale Bündnis „Keine Patente auf Saatgut!“, hat die Initiative „Der Gentechnik Grenzen setzen“ auf den Weg gebracht und ist als Biotechnologie-Experte ein gesuchter Interviewpartner aller öffentlichen Medien. Sein „Handbuch der Agro- Gentechnik“ ist 2015 im Oekom-Verlag  erschienen und inzwischen zum Standardwerk geworden.
Das Institut Testbiotech befasst sich unabhängig von den Interessen der Gentechnikindustrie mit der Risikobewertung gentechnisch veränderter Organismen und bewertet ethische und wirtschaftliche Folgen bestimmter Anwendungen. Dabei steht der Schutz von Mensch und Umwelt im Vordergrund.
Siehe auch: https://www.testbiotech.org/

 


Wichtige Gesichtspunkte der Thematik – insbesondere Im Bereich von Landwirtschaft und
Ernährung:

„Heilsversprechen“
Wie schon mit der „alten“ (grünen) Gentechnik verknüpfen die Befürworter der „neuen“ (synthetischen) Gentechnik (z.B. CRISPR-Cas u.a.) große Heilsversprechen und bezeichnen sie als „Revolution“ bzgl. Sicherung der Welternährung, Einsparung von Spritzmitteln und im Kampf gegen den Klimawandel.


Vergleich mit konventioneller Züchtung
Die „alte“ grüne Gentechnik, seit 1996 von Monsanto produziert , wurde von den Befürwortern den Mendelschen Gesetzen gleichgestellt. Jetzt konstatieren die Befürworter ebenfalls eine Identität der synthetischen Gentechnik mit der konventionellen Pflanzenzüchtung.


Ablehnung einer Risikoprüfung mit Folgen für Landwirte und Konsumenten
Als Konsequenz daraus wird von den Befürwortern die Natürlichkeit und damit Harmlosigkeit der neuen Gentechnik betont. Eine Risikoprüfung im Sinne des Vorsorgeprinzips der EU wird verweigert. Eine Regulierung im Sinne einer Einordnung in das Gentechnikgesetz (Abstandsregelung, Haftung für Verunreinigung) wird verhindert. Eine Kennzeichnung für den Konsumenten soll nicht stattfinden.


Bio-Patente
Wie schon bei der alten Gentechnik geraten Landwirte auch bei der neuen Gentechnik durch Patente in Abhängigkeit. Nachbau wird unterbunden.


In wessen Erbgut wird durch CRISPR-Cas & Co. eingegriffen?
Synthetische Gentechnik arbeitet am Erbgut von Pflanzen, Tieren und auch Menschen.


Unterscheidung „rote“ und „grüne“ Gentechnik
Die rote, also die medizinische Gentechnik, arbeitet quasi in einem geschlossenen System. Auch sie muss sich einer starken gesetzlicher Kontrolle und klinischen Prüfung unterziehen, bevor ihre „Produkte“ der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Bestes Beispiel: das gentechnisch
hergestellte Insulin. Ganz aktuell die genetische Forschung der Impfstoffe gegen das Corona-Virus.
Beides von überlebenswichtiger Bedeutung.


Die grüne, also die auf die Landwirtschaft bezogene Gentechnik, greift jedoch z.B. über CRISPR-Cas in das gesamte Erbgut einer Pflanze ein, unbeherrschbare Risiken inklusive. Diese wird dann in ein offenes System auf dem Acker ausgebracht und ist nicht mehr rückholbar, wenn sie sich mit anderen Pflanzen gekreuzt hat und damit die überlebenswichtige Artenvielfalt zerstört.
Th. D. www.genfrei-ulm.de

 

Einen öffentlichen Kommentar schreiben